Bald weitere Trainerausbildungen im Sandbag-Training

Beim 3. Perform Better Functional Training Summit in München kamen wieder viele gute Trainer und internationale Top-Referenten zusammen, um sich fortzubilden, zu vernetzen und untereinander auszutauschen.

Es war eine tolle Veranstaltung. Meine zwei Kettlebell-Workshops haben ca. 90 und 120 hochmotivierte Trainer besucht.

Auch die D.V.R.T.-Workshops (Dynamic Variable Resistance Training bzw. stark vereinfacht "Sandbag-Training") und die zwei zusätzlichen Ausbildungen zum D.V.R.T. Level 1 und Level 2 Trainer, bei denen ich Josh Henkin assistiert habe, wurden gut angenommen.

Dieses System ist sehr umfangreich und enthält sehr viele Progressionsstufen, mit denen man das Training anspruchsvoller und komplexer gestalten kann, ohne das Gewicht verändern zu müssen. So lassen sich unzählige Bewegungen in allen Bewegungsebenen durchführen, was den Anforderungen im Alltag und Sport sehr gerecht wird.

Das Besondere bei diesem System ist unter anderem auch, dass aufgrund der vielen feinen Abstufungen bezüglich des Schwierigkeitsgrades der einzelnen Übungen das Training gleichzeitig Bewegungsfehler und körperliche "Schwachstellen" (z. B. Beweglichkeitseinschränkungen oder Instabilitäten) korrigieren und die Kraft oder Ausdauer verbessern kann. Das Training oder Workout selbst verbessert also gleichzeitig die kontrollierte Bewegungsfähigkeit in allen Ebenen.

Um einen hohen Kalorienverbrauch muss man sich ebenfalls keine Sorgen machen. Den gibt es gratis dazu.

Ab 2013 werde ich selbst D.V.R.T.-Trainer mit Sandbags ausbilden, da mir hier nun der Mastertrainer-Status von Josh Henkin verliehen wurde.

Seminarangebot im Januar: Bodyweight Training

Das Training mit dem eigenen Körpergewicht oder Teilen davon ohne Zusatzgeräte stellt die Grundlage jeglichen Fitnesstrainings dar. Wer sich nicht selbst frei und sicher im Raum bewegen kann, sollte auf keinen Fall mit freien Gewichten trainieren.

Die Betreiber von Fitnessstudios wissen das und stellen aus Kostengründen (eine gute Betreuung durch Trainer kostet viel Geld) große Geräteparks auf, an denen angeblich weniger Betreuung nötig ist, da das Verletzungsrisiko an den Geräten ja angeblich geringer sei.

Die Kundschaft glaubt das meistens und scheut gerne die Kosten für eine bessere und individuellere Trainingsbetreuung, die jedoch in der Regel zu schnelleren und besseren Trainingsergebnissen führt.

Auch an Trainingsgeräten kann man vieles falsch machen. Die Bewegungen sind geführt und wiederholte falsche Bewegungen in immer gleichen Winkeln und Bahnen, bei denen der Körper nicht richtig stabilisiert wird, können ebenfalls zu Überlastungen und Verletzungen führen.

Hinzu kommt, dass der Körper an Geräten nicht lernt, sich im Alltag und Sport besser und sicherer zu bewegen. Wer viel oder nur an Geräten trainiert, riskiert gravierende Koordinationsprobleme in grundlegenden Bewegungsmustern, was sich in körperlichen Beschwerden, Unbeweglichkeiten und Verletzungen bemerkbar machen kann.

Auch in der modernen Rehabilitation (v. a. der orthopädischen) werden immer weniger Geräte zur Wiederherstellung der Kraft und Leistungsfähigkeit eingesetzt. Wichtiger ist es zu lernen, sich selbst anstelle von Geräten zu bewegen.

Da ich in letzter Zeit häufiger Anfragen erhalte, wann ich denn mal wieder ein Seminar zum Thema Bodyweight Training anbiete, habe ich nun einen der wenigen freien Termine freigeschaltet:

Sonntag, den 13.01.2013, um 15 bis 19 Uhr in der Kölner Primal Fitness Box

Das Seminar ist für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet, weil verschiedenste Schwierigkeitsstufen der Übungen angeboten werden.

Im Anschluss können die Teilnehmer selbstständig überall und ohne Zusatzgeräte effizient den ganzen Körper trainieren.

Von Käufern meiner Werke Fitness mit dem eigenen Körpergewicht (großes E-Book) und Training mit dem eigenen Körpergewicht (gekürzte, gebundene Version) bekomme immer wieder den Wunsch mitgeteilt, die Technikfeinheiten der wichtigsten Übungen und Varianten noch mal in der Praxis zu zeigen.

Das Seminar könnte eventuell auch ein nettes Weihnachtsgeschenk werden.

Die Plätze sind begrenzt und die ersten Anmeldungen liegen bereits vor.

Zur Anmeldung geht es hier: www.kettlebell-fitness.de/seminare

Die Investition beträgt 119,00 Euro pro Person und kann den Besuch eines Fitnessstudios quasi überflüssig machen, wie mir die Rückmeldungen bisheriger Teilnehmer bestätigen.

Natürlich lassen sich die Übungen aber auch in der besonderen Trainingsatmosphäre eines Fitnessstudios durchführen, können dort weiter von Trainern betreut werden oder den bisherigen Trainingsplan ergänzen.

Warum es in unseren Seminaren weniger um Kettlebells geht

Das Training mit Kettlebells ist weit mehr als nur das Benutzen von Kugelhanteln oder das Schwingen der Eisenkugeln zwischen die Beine hindurch und zurück – jedenfalls, wenn man es bei einem zertifizierten Kettlebell Instructor erlernt.

Die Form der Kugelhanteln ermöglicht sehr gut das Erlernen von grundlegenden Bewegungsmustern, da man je nach Bewegungsausführung schnelle Rückmeldungen bekommt, ob man es richtig macht oder nicht. Beispiele dafür hatte ich bereits in einem Artikel im "FUNCTIONAL TRAINING MAGAZIN" veröffentlicht. In der Regel ist z. B. die Technik falsch, wenn die Kugel unsanft gegen den Arm schlägt.

In unseren Kettlebell-Seminaren gibt es immer erstaunte Blicke, wenn die Teilnehmer zu Beginn hören, dass es im Seminar weniger um Kettlebells geht, denn für Kettlebells sind sie ja schließlich gekommen. Im Anschluss wissen jedoch immer alle, was damit am Anfang gemeint war. Sie haben mit Hilfe der Kettlebells gelernt, sich besser, d. h. effizienter, zu bewegen, was sie auf sämtliche Sport- und Trainingsarten sowie im Alltag übertragen können.

Kettlebells sind eigentlich nichts anderes als Trainingsgeräte wie auch Slingtrainer, Freihanteln, Sandbags, Keulen oder ViPRs. Alle haben je nach Zielsetzung Vor- und Nachteile.

Kettlebells bieten eine Trainingsmethode, die auf Trainingsprinzipien aufgebaut ist. Diese Prinzipien für ein intelligentes Training, das sich auf Bewegungsmuster stützt, machen das Ganze so effektiv.

Die Kettlebells sind jedoch eines der besten Vehikel, um diese Trainingsprinzipien zu vermitteln, weil sie das Erlernen sehr beschleunigen.

In unseren Seminaren lernen Sie wesentliche Grundübungen sehr detailliert, mit denen Sie nahezu den ganzen Körper mit geringem Zeitaufwand hinsichtlich Stabilität, Kraft, Explosivität und Ausdauer trainieren können.

Unter anderem lernen Sie:

– wie Sie den Rumpf so anspannen, dass die Lendenwirbelsäule immer stabil bleibt, auch wenn sich der Rest des Körpers in sämtliche Richtungen oder in sämtlichen Ebenen bewegt (ist auch sehr praktisch im Alltag, z. B. beim Anheben von Kindern).

– wie Sie die Hüftmuskeln so aktivieren, dass die Knie stabilisiert werden und wie sie sehr schnell mehr Beweglichkeit in den Hüftgelenken bekommen, was zum Beispiel tiefe, schmerzfreie Kniebeugen ermöglicht.

– wie Sie die Schultern so stabilisieren, das Sie stark und verletzungsfrei damit arbeiten können. Diese Art der Stabilisation bekommt man in der Regel selten gezeigt.

Da wir sehr detailliert auf richtige Bewegungsmuster achten, haben wir immer wieder Knie-, Rücken- und Schulterpatienten in den Einsteiger- und Fortgeschrittenenseminaren, die dann plötzlich schmerzfrei mit Kettlebells arbeiten und trainieren können.

Und das Beste daran ist, dass sich die gelernten Techniken und Prinzipien problemlos auf Bewegungen im Alltag, im Sport oder auf andere Trainingsgeräte und -methoden übertragen lassen. So ist das Bewegen noch sicherer, effektiver und macht noch mehr Spaß.

Sie sehen, es geht um weit mehr als nur um Kettlebells, auch wenn das Training damit wirklich große Freude bereitet und beachtliche Trainingsergebnisse bewirken kann.

Für Trainer geht es in unserem Instructor-Seminar (Level 1), das sich an die beiden Grundseminare anschließt, dann noch einmal viel mehr in die Tiefe, was Bewegungsmuster angeht und wie man anderen schnell und sicher beibringen kann, sich besser und gesünder zu bewegen.

Bücher und DVDs sind ein guter Start, aber ein zertifizierter Kettlebell Instructor wird Ihre Ihnen noch unbekannten Fehler korrigieren und kann Ihnen viele weitere wertvolle Tipps geben.

Hier ist z. B. eine Rückmeldung des frisch gebackenen Level 1 Kettlebell Instructors Christian Cujovic aus Köln zur Ausbildung:

 

Viele weitere Rückmeldungen anderer Absolventen unseres Instructor-Seminars finden Sie hier.

Rückmeldungen von Teilnehmern der auch für Nichttrainer offenen Grundseminare finden Sie hier.

Hier können Sie sich einen Seminarplatz sichern.

Podcast zum Power Team-Trainingslager 2010 online

Im Dezember war ich in Österreich zum Trainingslager des "Power Teams" (Mark Dorninger, Jürgen Reis, Dominik Feischl und ich). Einen Kurzbericht davon hatte ich ja schon veröffentlicht (roten Link anklicken).

Nun ist auch der Podcast online, den wir vor Ort bei www.power-quest.cc aufgezeichnet haben. Da geben wir viele gute Tipps rund um das Thema Fitnesstraining (z. B. Training alleine vs. in der Gruppe, Training bis zum Muskelversagen oder nicht, "greasing the groove", mentale/Motivationstechniken, Klimmzüge, Einbau des Trainings bei Vielbeschäftigten, Regeneration, Erfolgsstrategien, Sandbag-Training u.v.m.).

281 GOLD-Trainingslager-Special mit Dr. Till Sukopp, Dominik Feischl, …

… Mark Dorninger sowie Jürgen Reis gemeinsam im Studio. Richtig: Das auch von euch mit Fanpost übersäte PowerTeam Trainingslager des Jahres 2010 jetzt endlich live on tape! Gold hat diese Sendung wohl in mehrfacher Hinsicht verdient. Nicht nur dass Dr. in Sportwissenschaften Sukopp Mental-, GTG-, und Praxisgeheimnisse seiner Coachies und der eigenen verletzungsfreien und dennoch akrobatisch anmutenden Trainingsleistungen preisgibt. Dominik Feischl und Mark Dorninger erläutern ihren Weg zum optimalen „ultimativen Klimmzug“ und sogar „immernochaktuelle“ Novitäten wie den fast vergessenen „Sandsack“ …  Der Tiefgang vor einem Gewinnspiel der Superlative: Momentan kann jede Power-Quest.cc-Sendung die Letzte sein. Was jede/r Einzelne dafür tun kann, damit wir weiter Woche für Woche online bleiben? Hinhören und TUN ist angesagt.

Auf www.power-quest.cc können Sie sich den Podcast Nr. 281 anhören.

Die 5 größten Irrtümer der Fitnessbranche

Wie viele andere Wissenschaften auch, ändert sich aufgrund neuerer Erkenntnisse aus den Bereichen Praxis und Forschung vieles. Gerade im Gesundheitsbereich dauert es oft 15 bis 30 Jahre, bis aktuelle Erkenntnisse auch in großen Teilen der Bevölkerung ankommen.

Auch die Fitnessbranche ist nicht von Irrtümern befreit und leider dauert es auch hier viele Jahre, bis die Erkenntnisse in Traineraus- und Fortbildungen gelehrt und somit langsam an die Trainierenden weitergegeben werden. Wer sich nicht intensiv fortbildet, muss zwangsläufig mit seinem Wissen hinterherhinken. Die Frage ist nur, wie viele Jahre möchten Sie hinterherhinken?

Von Laien kann natürlich nicht erwartet werden, sich intensiv mit diesem Bereich zu befassen, doch für Trainer bildet dies die Grundlage der beruflichen Existenz. Je mehr man über sein Thema weiß, desto mehr Menschen kann man helfen und desto schnellere/bessere Ergebnisse werden möglich. Sie können ja mal Ihrem Fitnesstrainer vorsichtig auf den Zahn fühlen. Entweder ist er/sie informiert oder er/sie wird dankbar darüber sein wieder etwas dazu gelernt zu haben.

Eines vorweg: auch ich habe die folgenden Fehler gemacht und über Jahre weitergegeben und bin jedes Mal wieder sehr dankbar darüber, wenn ich erfahre, was ich noch alles falsch mache und verbessern kann. Schon mehrfach musste ich mein komplettes Weltbild in einigen Bereichen verwerfen, weil die tatsächliche Datenlage eine andere war. Das gehört nun mal dazu und durch Fehler lernen viele schließlich am besten.

Sie können in nahezu jedes Fitnessstudio der Welt gehen, sich dort umsehen und werden schnell feststellen, dass dort irgendetwas nicht stimmt, wenn Sie diesen Artikel weiterlesen.

Hier sind nun die 5 größten Irrtümer der Fitnessbranche in randomisierter Reihenfolge (sicher gibt es noch mehr oder auch größere, aber diese werden in den Medien und in der Ausbildung und Praxis häufig immer noch mit am häufigsten begangen):

1. Aerobes Training (moderates Ausdauertraining) zur Körperfettreduktion zu empfehlen

Eigentlich sollte es gar keiner großen Erklärung mehr bedürfen, denn seit über 15 Jahren zeigen Vergleichsuntersuchungen, dass ein intensives (Intervall-) Training im Ausdauerbereich mehr Körperfett reduziert als ein moderates Ausdauertraining nach der Dauermethode. Gemeint ist hierbei ein langsames bis mittleres Tempo über 20-90 Minuten Dauer, wobei die Bewegungsform relativ egal ist.

Pro Zeiteinheit werden hierbei zu wenig Kalorien verbraucht und der Nachbrenneffekt fällt  im Anschluss – wenn überhaupt – nur sehr kurz und gering aus. Es ist also eine ineffiziente Trainingsmethode, die aufgrund der vielen einseitigen Wiederholungen zusätzlich die Überlastungsgefahr erhöht. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass bis zu 50-90 % (!) der Einsteiger in einem Fitnessprogramm Überlastungsbeschwerden oder gar Verletzungen erleiden. Gehen wir davon aus, dass man für 1000 m laufen etwa 930 Schritte benötigt, wobei ein Mehrfaches des eigenen Körpergewichts abgefangen werden muss, dann kann man sich die Belastung in etwa vorstellen. Beim zügigen Gehen können ebenfalls relativ hohe Belastungen auftreten, die der heutige Büromensch gar nicht mehr gewohnt ist.

Und Radfahren? Sie sitzen doch ohnehin schon den ganzen Tag in gebeugter Haltung! Wenigstens in Ihrer Freizeit sollten Sie sich mal aufrichten.

Falls diese Erkenntnisse für Sie neu sind, dann finden Sie rechts im Blogarchiv noch viele Artikel, die dieses Thema vertiefen.

2. Eine kohlenhydratreiche und fettarme Ernährung zur Körperfettreduktion und zur Verbesserung der Gesundheit zu empfehlen

Ich höre hier immer wieder: "Es bedarf noch weiterer Erkenntnisse." oder "Es gibt vermehrt Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass eine Reduktion von Kohlenhydraten eventuell doch positive Wirkungen für die Gesundheit und Körperfettreduktion haben könnten."

Diese Erkenntnisse liegen seit Jahrzehnten (!) vor und es bedarf immer weiterer Studien in allen Wissenschaftsbereichen. Seit über 10 Jahren melden führende Wissenschaftler im Ernährungsbereich und u. a. auch die renommierte Havard Universität vermehrt, dass eine fetteiweißreiche Ernährung mit reichlich Gemüse und viel Obst sowohl für die Körperfettreduktion als auch für die Verbesserung der Gesundheit einer kohlenhydratreichen Ernährung mit hohem Getreideanteil auf jeden Fall vorzuziehen ist. Auch Studien an der Charité in Berlin kommen zu gleichen Ergebnissen.

Wer das nicht glauben mag oder weniger wissenschaftlich orientiert ist, kann sich auch einfach fragen, warum führende Trainer weltweit eine fetteiweißreiche Ernährung empfehlen. Doch nicht, um die Kundschaft zu vergraulen, kränker zu machen oder die Trainingsergebnisse hinauszuzögern. Fehlende oder mangelnde Ergebnisse haben immer eine abspringende Kundschaft zur Folge, was sich keiner erlauben kann.

Auch in der Ernährungstherapie gibt es unzählige Beispiele, wie sich ohne Medikamente durch eine fetteiweißreiche Ernährung mit reichlich Gemüse viele chronische "Zivilisationserkrankungen" heilen (!) oder lindern lassen. Häufig werden bisher eingenommene Medikamente dadurch sogar überflüssig oder können wenigstens in der Dosis reduziert werden.

3. 10-20 min auf dem Laufband, Radergometer, Crosstrainer oder Stepper als "Aufwärmprogramm" zu empfehlen

Wie kann eine monotone Geradeausbewegung (in einer Bewegungsebene/-achse) einen Menschen, der sich den ganzen Tag nicht bewegt, adäquat auf ein nachfolgendes körperliches Training vorbereiten? Gut, das Herz schlägt schneller und die Muskeln, die für diese spezielle Fortbewegung genutzt werden, bekommen einen etwas höheren Blutdurchfluss.

Doch hilft ein solches Aufwärmen, die verspannten und festen Muskelbereiche zu lockern und zu dehnen, die Gelenkbeweglichkeit zu verbessern, das Zusammenspiel von Gehirn und Muskulatur auf das Haupttraining vorzubereiten, "schlafende" (inaktive) Muskeln "aufzuwecken" (zu aktivieren), Einschränkungen im Ablauf grundlegender Bewegungsmuster zu verbessern/korrigieren, Verletzungen vorzubeugen und den Körper auf die Anforderungen und die spezifischen Bewegungen des nachfolgenden Trainings selbst vorzubereiten? Ein klares Nein.

Ein modernes Aufwärm- oder besser gesagt Vorbereitungstraining könnte z. B. so aussehen:

4. Crunches für das Training der Bauchmuskulatur durchzuführen

Zu diesem Thema habe ich in früheren Artikeln schon nahezu alles gesagt, was es zu sagen gibt (siehe Archiv rechts). Daher hier nur noch mal eine kurze Zusammenfassung, warum Crunches eine schlechte Empfehlung für das Training der Bauchmuskulatur sind:

-Crunches stellen genau die Bewegung und Belastung dar, mit der im Labor Bandenscheibenvorfälle verursacht werden können.

– Crunches belasten unnötig die Wirbelsäule und der Kräftigungseffekt für die Muskulatur ist geringer als z. B. bei Stabilisations-/Halteübungen, welche die Wirbelsäule außerdem kaum belasten.

– Die Hauptaufgabe der Bauchmuskeln ist nicht das Beugen des Rumpfes nach vorne, sondern die Stabilisation der Lendenwirbelsäule und somit das Vermeiden von größeren Bewegungen in diesem Bereich. Wenn Mutter Natur gerne mehr Bewegung in der Lendenwirbelsäule hätte, dann hätte sie die Lendenwirbelkörper so wie die Brust- oder Halswirbelkörper gebaut – hat sie aber nicht.

– Zur Stabilisation der Lendenwirbelsäule mit dem Ziel einer höheren sportlichen Leistungsfähigkeit oder zur Vorbeugung und Therapie von Rückenbeschwerden sind Crunches diversen Stabilisationsübungen weit unterlegen. Das hat nicht nur meine jahrelange Erfahrung in der Rehabilitation mit Rückenpatienten klar gezeigt, sondern wird auch mit den internationalen Studiendaten aus den letzten 10-15 Jahren belegt.

– Crunches bewirken KEINE Reduktion des Bauchumfangs und KEINE Reduktion des Bauchfetts.

– Wir sitzen den ganzen Tag und Crunches verschlechtern eher weiter die Haltung.

– Crunches können zu Schulter- und Nackenproblemen führen.

Fazit: Es gibt also Übungen, die die Bauchmuskeln physiologisch/funktionell trainieren, einen höheren Kräftigungseffekt bewirken, die Wirbelsäule kaum belasten, aber besser stabilisieren und somit entlasten, die Haltung verbessern und die Trainingszeit deutlich verkürzen. Warum liegen dann eigentlich immer noch alle auf dem Boden und machen unzählige Crunches?

Gute Übungsalternativen sind in den früheren Artikeln zu finden oder in einigen der Videos unter http://www.kettlebell-fitness.de/videos.

5. Der Glaube, dass das Krafttraining an Geräten eine gute Möglichkeit darstellt, um dem Bewegungsmangel zu begegnen

Trainingsmaschinen oder -geräte haben in erster Linie einen Nutzen: Sie helfen den Studiobesitzern, Geld zu sparen, weil somit mehr Menschen ohne Betreuung vor sich hintrainieren können, ohne sich dabei groß zu verletzen. Dass jedoch auch die Trainingsergebnisse dabei meist viel geringer sind als bei freien Übungen ohne Geräte wird gerne in Kauf genommen. Ich mag Fitnessstudios, weil dort die Trainingsatmosphäre eine andere ist als zu Hause. Leider kann man jedoch in den wenigsten ein anständiges Training durchführen, weil die Geräte den dafür nötigen Platz wegnehmen und die guten Kleingeräte meist fehlen. Zunehmend mehr Personen erzählen mir, dass sie aus ihrem Fitnessstudio austreten, weil sie dort von den Trainingsmöglichkeiten her so limitiert sind – paradox, oder? Aber ich kann das gut verstehen.

Ich möchte mich ungern wiederholen, aber wir sitzen und liegen den ganzen Tag. Warum sollten wir, wenn wir uns bewegen wollen, denn schon wieder sitzen? Führen Sie möglichst keine Übung sitzend durch und stehen Sie bei so vielen Übungen wie möglich! Jetzt wissen Sie, warum ich in Fitnessstudios so selten trainiere.

Durch unseren chronischen Bewegungsmangel, der sich über Jahrzehnte hinzieht, haben viele schlichtweg verlernt, sich zu bewegen. Gut, viele können noch gehen und einen Arm heben, aber was ich in der Trainingspraxis so erlebe, zeigt mir nicht selten ein erschreckendes Bild. Wir wissen ja schon gar nicht mehr, wie entsetzlich unfit wir geworden sind, weil wir nicht einmal mehr Treppen gehen, sondern bereits aus Gewohnheit die Aufzüge, Laufbänder und Rolltreppen nehmen.

Können Sie noch richtige Kniebeugen, Ausfallschritte, Klimmzüge, Hoppserlauf, schnell rückwärts oder im Seitgalopp laufen? Können Sie über einen schmalen Balken vorwärts und rückwärts balancieren, einen Purzelbaum machen, locker über oberschenkelhohe Hürden springen, einfache Hockwenden über Hüfthöhe durchführen, ein paar Meter hangeln, ein Seil hochklettern, mit den Fingern bei gestreckten Beinen auf den Boden kommen oder ohne große Anstrengung 10 korrekte Liegestütze ausführen? Können Sie Ihr Körpergewicht wiederholt vom Boden anheben? Was ist mit einem Handstand oder einem geschlagenen Rad? Wie sieht es mit einem lockeren Treppenlauf in den dritten Stock aus?

Das ändert sich garantiert wenig, wenn man im Sitzen hier und da ein paar Beuge- und Streckübungen macht, die das funktionelle Zusammenspiel des ganzen Körpers praktisch gar nicht fördern.

Kinder können das noch und für unsere Vorfahren war das vor wenigen Jahren auch noch ein Kinderspiel. Fragen Sie doch mal einen Landwirt in den Bergen, der viele Arbeiten noch per Hand durchführt. Ich durfte im Juli einen kennenlernen. Ohne es je versucht zu haben und ohne sich aufzuwärmen, ist er in normaler Alltagskleidung problemlos ein mehrere Meter hohes Seil emporgeklettert und hat anschließend einen 140 kg schweren Traktorreifen umgedreht, einfach so.

Oder etwas bildlicher dargestellt: Das hier liegt eigentlich in unserer Natur und sollte für die meisten durchzuführen sein, jedenfalls hat Mutter Natur das so gewollt.

Natürlich hat nicht jeder so eine Landschaft vor der Tür, aber das Prinzip sollte klar geworden sein. Schnappen Sie sich einfach ein paar Kinder und gehen Sie mit ihnen in den Wald oder auf einen Spielplatz. Dann machen Sie einfach alle Bewegungen nach, die die Kinder machen. Das kommt dem schon recht nahe.

Mein Neffe hatte am Wochenende Langeweile und schlechte Laune, weil er aufgrund des schlechten Wetters zu wenig Bewegung bekam. Als ich mit ihm ein paar einfache Turnübungen machen wollte, fand er es spannender, im Haus 22 mal (!) vier Treppen rauf und runter zu laufen – einfach so. Das war für mich natürlich auch in Ordnung 😉 Anschließend ging es ihm wesentlich besser 🙂

Warum erreichen denn laut neuerer Untersuchungen 95-97 % der Mitglieder in einem Fitnessstudio ihre gesetzten Ziele nicht? Ich wiederhole es noch mal: Fast keiner erreicht seine Ziele! Deshalb hören so viele auf. Könnte das eventuell mit den fünf Punkten dieses Artikels zu tun haben…?

Und noch ein paar letzte Anmerkungen zu der Annahme, dass ein Gerätetraining weniger verletzungsträchtig sei. Zunächst einmal wird durch die geführte Bewegung jede Wiederholung nahezu gleich durchgeführt, was zu Überlastungen führen kann. Dann bekam ich mehrfach (!) in der orthopädischen Rehabilitation neue Patienten, die sich bei Europas größter "Fitness"-Kette während des Trainings an den Maschinen (!) Bandscheibenvorfälle zugezogen und Rippen gebrochen hatten. Dabei wirbt diese Kette eigentlich für ein gesundheitsorientiertes Rückentraining.

In einem meiner Seminare war einen Teilnehmer, der vier Jahre lang ausschließlich Gerätetraining durchgeführt hatte. Ich habe eine gute halbe Stunde benötigt, nur um ihm die grundlegende Bewegung des Kreuzhebens beizubringen. Jedes Kleinkind, dem der Schnuller aus dem Mund fällt, nutzt diese Bewegung, um ihn wieder aufzuheben.

Fazit: Bewegen Sie sich mehr und bleiben Sie beweglich – ein Leben lang!