„Warum kann ich eigentlich nicht XY?“ bzw. „Warum fällt es mir so schwer XY zu machen?“

„Warum kann ich eigentlich nicht XY?“ bzw. „Warum fällt es mir so schwer XY zu machen?“

Diese Fragen wurden mir schon oft von Klienten und teilweise auch von Trainern gestellt.

Meistens ging es um das Bewegen von Gewichten, um Klimmzüge, Liegestütze oder Kniebeugen, um das Seilklettern, um das Springen auf Kisten oder über Gegenstände, um das Halten des Gleichgewichts, um spezielle Ausdauerübungen oder um andere grundlegende körperliche Aufgaben.

 

 

In vielen Fällen habe ich völlig wertfrei ehrlich antworten müssen:

„Du bist einfach (noch) zu schwach.“

Nicht sehr aufbauend, ich weiß. Aber ich sage und meine es tatsächlich völlig wert- und urteilsfrei, mitfühlend und hilfsbereit.

Nach fast 25 Jahren als Trainer kürze ich einige Dinge mittlerweile lieber ab, als blumig um den heißen Brei herumzureden und die offensichtlichen Gründe nicht beim Namen zu nennen.

Die Volkskrankheit „körperliche Schwäche“ hat ihre Ursache im Bewegungsmangel und breitet sich von Jahr zu Jahr mehr und mit verstärkter Wirkung aus.

Solange es noch keine Massagetablette gibt, wird es auch neben etwas anstrengenderer, regelmäßiger körperlicher Aktivität nichts geben, um dieser Volksseuche adäquat entgegentreten zu können.

Selbst männliche Trainer fragen mich manchmal (zum Glück nur selten) in meinen Ausbildungen zum zertifizierten Kettlebell-Trainer, ob sie denn tatsächlich die Übungen Get-up oder Überkopfdrücken mit 16 Kilogramm durchführen müssen (was für mich wirklich die absolute Untergrenze für minimale Basiskraft im Kettlebelltraining bei Männern darstellt).

Gerade in dieser Situation will ich jedoch körperliche Schwäche aus verschiedenen Gründen nicht tolerieren (international anerkannte Trainerausbildung im Krafttraining, Vorbildfunktion, Kettlebells = Kraft, …).

Bei Verletzungen ist das natürlich etwas anderes.

Mein Doktorvater Univ.-Prof. mult. Dr. med. Dr. h.c. mult. Wildor Hollmann (was für ein cooler Name…) schreibt in seiner Bibel der Sportmedizin (4. Auflage, 2000, S. 8):

„Jede Indisposition, die mit einer Herabsetzung der Leistungsfähigkeit verbunden ist, wird bei Vorliegen eines höheren Fitneß-Grades besser ertragen. Darüber hinaus erleichtert eine gute Fitness die Bewältigung der Alltagsaufgaben, besonders bei Erschwerung durch ungünstige meteorologische Bedingungen (z. B. Fön).“

Im Gegensatz zum klassischen Gesundheitstraining sorgt ein ambitionierteres Fitnesstraining für einen Effekt, der über die normale Gesunderhaltung hinausgeht.

Somit kann man eine gute bis überdurchschnittliche körperliche Fitness als das Sparkonto ansehen, von dem man einmal in Notzeiten zehren kann, aber mit dessen Hilfe es sich im normalen Alltag auch viel komfortabler und einfacher leben lässt.

Natürlich lässt sich diskutieren, wie viel Kraft bei verschiedenen Bewegungsmustern als unteres Mindestmaß gelten sollte (was je nach Anforderung und Zielsetzung sehr unterschiedlich ist) und ab wann die Effekte eher gegenteilige Wirkungen haben als die erwünschten.

Mein Hauptklientel hat jedoch das Hauptziel, möglichst bis zum Tode das Leben körperlich beschwerdefrei, uneingeschränkt und voll funktionsfähig genießen zu können.

Dazu gehört aus meiner Sicht, dass alle fünf motorischen Hauptbeanspruchungsformen (Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer) so weit erhalten (oder wieder aufgebaut) und trainiert werden, dass immer noch genügend Reserven vorhanden sind, um wenn nötig auch mal höhere körperliche Anforderungen bewältigen zu können.

Bezogen auf die körperliche Kraft können das ganz alltägliche Sachen sein, z. B.:

  • eigene Krankheit
  • Rolltreppe und Fahrstuhl funktionieren nicht
  • beim Koffer oder der Einkaufstasche („Rentnermercedes“) bricht eine Rolle ab
  • ein kranker/schwacher Mensch muss in eine andere Position gebracht werden
  • ein Verletzter muss aus der Gefahrenzone gebracht werden
  • die Liebste soll über die Schwelle oder an einen romantischen Ort getragen werden ? 😉
  • ein Kind will/muss getragen werden (oder direkt mehrere gleichzeitig)
  • das Gepäck muss in den Kofferraum gehoben werden
  • keiner hebt einem das Gepäck auf die Ablage über dem Sitz in öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Umzugshilfe
  • Aktivurlaube oder bestimmte Sportveranstaltungen
  • etwas muss zum Reparieren angehoben werden
  • schwere Säcke müssen getragen werden (Garten/Haushalt/Beruf)

 

Fazit

Jeder muss für sich entscheiden, welches Mindestmaß an körperlicher Fitness, insbesondere an Kraft, für die gewünschte Lebensqualität nötig ist und wie viel Reserven man sich zur Sicherheit zusätzlich aufbauen möchte.

Hilfreich ist vielleicht der Hinweis, dass man dabei nicht nur an sich, sondern auch an andere denken sollte (wie einige Beispiele bei der Aufzählung zeigen).

Wenn man selbst schwach und krank ist, stellt man für sein Umfeld eher eine Belastung als eine Bereicherung dar.

Körperliche Fitness und Kraft erhöhen neben der Gesundheit und Widerstandsfähigkeit auf jeden Fall die körperliche Freiheit.

Das französische Trainingssystem „Méthode Naturelle“ hat den schönen Leitspruch:

„Être fort pour être utile.“ (Stark sein, um nützlich zu sein.)

Wir brauchen einfach mehr Helden im Leben und ein Mindestmaß an körperlicher Kraft kann da oftmals recht hilfreich sein.

Daher setze ich mich gerne dafür ein, der sich immer schneller ausbreitenden Volksseuche der körperlichen Schwäche Einhalt zu gebieten.

 

 

In meinem Artikel „Der ‚moderne‘ Zivilisationsmensch ist fett, schwach und krank – So können Sie sich verjüngen“ habe ich vor ein paar Jahren ein kleines Plädoyer für das Krafttraining veröffentlicht und mit sehr interessanten wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen untermauert.

 

In meinen Videos, Büchern, DVDs, Artikeln, Seminaren, Trainingsangeboten und Online-Videoprogrammen biete ich eine Vielzahl an Möglichkeiten an, um mit geringem Zeitaufwand (wieder) stärker, fitter und gesünder zu werden.

 

2 Kommentare

  1. Lieber Herr Doktor Sukopp! Sie haben natürlich vollkommen recht 🙂
    Aber wenn man schon ziemlich fett und schwach ist, braucht man einen guten Motivator, um wieder in die Gänge zu kommen. Sie machen Ihren Job sehr gut. Weiter so!
    Professor Hollmann lebt noch und ist mit seinen 95 Jahren noch immer im Unileben aktiv. Wir sollten uns alle an ihm ein Beispiel nehmen.

    Wird es auch dieses Jahr wieder eine ‚Ran-an-den-Speck‘-Challenge geben?

    Mit freundlichen Grüßen

    Manuela

    • Hallo Manuela,

      danke für die netten Worte. Ja, Prof. Hollmann ist geistig äußerst aktiv und hat schon seit Jahrzehnten regelmäßige Bewegung fest in seinen Alltag integriert. Früher hat er selbst nachts nach Auslandsreisen noch Tennis gespielt und zu Hause hat er zwei Arbeitszimmer, die durch einen Raum und eine kleine Treppe getrennt sind, um auch dort zu Bewegung gezwungen zu werden, wenn er etwas aus einem Arbeitszimmer ins andere holen muss.
      Die Ran-an-den-Speck-Challenge ist nicht tot. Ich fokussiere mich gerade nur mehr auf andere Projekte. Ich plane aber sie dieses Jahr wieder anzubieten.

      Viele Grüße
      Till


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