Mein kleiner Eindruck von der FIBO 2012

Letztes Wochenende ist die Fitnessmess FIBO zu Ende gegangen. Seit Jahren fahre ich regelmäßig hin, um zu sehen, wie sich die Fitnessbranche hierzulande entwickelt, aber vor allem, um die vielen Bekannten zu treffen, die ich nicht so häufig sehe. Da kann man sich herrlich austauschen, vernetzen und fachsimpeln.

Außerdem zaubert mir die „POWER-Halle“ jedes Jahr ein Lächeln auf die Lippen, in der immer die Bodybuilding Messe stattfindet. Als Laie könnte man meinen, dass es eine Messe der Pharmaindustrie wäre – was es eigentlich auch ist.

Revolutionäre Neuigkeiten, die einen „plötzlich“ dramatisch voranbringen, kann man im Fitnessbereich ja nicht erwarten, denn prinzipiell war alles schon mal da, nur dass die Geräte oder Methoden der erfolgreichen Athleten von früher in Vergessenheit geraten sind.

Jetzt scheint die Branche gewittert zu haben, dass man mit dem Begriff „Functional“ oder „Functional Training“ viel Geld verdienen kann. Deshalb versuchen viele Anbieter, ihre Produkte mit diesem Begriff aufzupeppen. Selbst klassische Gerätehersteller, deren Maschinenfunktionen sich immernoch an der Anatomie von toten Menschen orientieren, versuchen hier einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Da sieht man dann Laufbänder, auf denen man während des Gehens noch Kabelzugbewegungen machen kann, Radergometer, auf denen man während des Radelns noch Rudern kann oder Krabbelgeräte. Kann man nicht einfach beim Krabbeln ein Gewicht hinter sich herziehen? Ach nein, so viel Platz hat ja keiner, weil die ganzen Trainingsmaschinen im Weg stehen. Aber man könnte ja gegen den Widerstand eines Gummibandes vor- und zurückkrabbeln.

Auch die Fitnesskurse der Zukunft können anscheinend völlig ohne Trainer auskommen, der einen korrigiert, denn die neuen „Aerobic-Kurse“ finden vor einer Videoleinwand statt, auf der der Instructor die Choreographie vormacht.

Vor dem Hintergrund, dass Fahrräder mit Elektromotor in Deutschland einen wahrlichen Boom erleben, weil die Menschheit immer untrainierter und fauler wird, war es schön, dass auf der FIBO ein Fahrrad vorgestellt wurde, das nur einen Vorwärts- und einen Rückwärtsgang hat, keine Bremse. Natürlich ist das nicht verkehrssicher, wird aber in der Regel mit Bremsen geliefert und auch Licht oder Klingel lassen sich nachrüsten. Fakt ist jedoch, dass man so gezwungen wird, konstant zu treten und das Tempo zu halten. Das finde ich wesentlich sinnvoller als Elektromotoren für die degenerierte Gesellschaft.

Insgesamt freut es mich sehr, dass immer mehr das Bewusstsein aufkommt, dass man die Fitness mehr im Stehen, dreidimensional und bewegungs-, statt muskelbezogen trainieren kann und sollte. Die Trainingspraxis zeigt doch immer wieder, dass vor allem Untrainierte und Menschen, die viel an Geräten trainieren, in einem modernden Fitness- oder Athletiktraining eher eine Gefahr für sich selbst darstellen, weil das Körpergefühl und die eigene Bewegungsfähigkeit so sehr verlorengegangen sind.

Die Trainer der Zukunft werden also zunächst die Aufgabe haben, die Klienten (oder sollte ich direkt schon Patienten schreiben?) vor sich selbst zu schützen, damit sie sich nicht durch die Unfähigkeit fundamentale Bewegungen durchführen zu können selbst überlasten oder gar verletzen.

Also wird auf uns zukommen, was erfolgreiche Trainer schon seit Jahren machen:

1. Bewegungsanalyse durchführen, Anamnese, Vorerfahrungen und Ziele abfragen

2. Grundlegende, eigentlich simpelste Bewegungsmuster ohne Zusatzgeräte schulen, welche immer häufiger komplett neu erlernt werden müssen und begleitend erste Korrekturübungen für die Bewegungsdefizite beibringen.

Sprich, wir müssen zunehmend mehr Menschen beibringen, wie sie sich wieder selbstständig und sicher im dreidimensionalen Raum bewegen und fithalten können.

Nein, das ist keinesfalls übertrieben. Werfen Sie einfach nur einen Blick in jedes Fitnesstraining oder bitten Sie Ihre Trainer um eine ehrliche Aussage zu diesem Thema.

3. langsam die Komplexität der Übungen und die Intensität des Trainings steigern

4. langsam die Widerstände erhöhen und mit dem eigentlichen Haupttraining starten, was Wochen bis Monate dauern kann (und vor 10-20 Jahren noch direkt möglich gewesen wäre)

Mein Fazit: Im Vergleich zu den USA, die uns um Jahre voraus sind, kommt die Fitnessindustrie hier langsam in die Pubertät. Zum Glück gibt es aber schon viele erwachsene Trainer im deutschsprachigen Raum, die den internationalen Markt gut kennen und sich entsprechend fortbilden. Diese Tendenz ist stark steigend.

Hier ist ein kurzer Zusammenschnitt von guten und teilweise kuriosen Entwicklungen, die auf der FIBO vorgestellt wurden (aufgrund der vielen guten Gespräche bin ich weniger zum Filmen gekommen).

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Im nächsten Blog stelle ich dann eines meiner persönlichen FIBO-Highlights vor. Es ist schlicht, schön, simpel, sehr effektiv, aber nichts Neues – nein, keine Kettlebell…

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